Das Beste, was ich zum Thema Altmark in den vergangenen zwei Wochen gelesen habe war: Keine Chance? Nutzen wir sie! – leicht abgewandelt bei Spiegel online, wo Tangerhüttes Bürgermeister Andreas Brohm, porträtiert wird – ehrlich, selbstkritisch und optimistisch – trotz allem so… Sein indianischer Name wäre “Der, der den Mangel verwaltet” 😉 Ich unterschreibe, wenn er sagt: “Was uns fehlt, ist eine gesunde Überheblichkeit.” Ich nenne es Kopf hoch, Brust raus, Schultern straffen, Arschbacken zusammenkneifen. Gibt ‘ne unglaublich gute Haltung. Wir müssen uns als Altmärker nicht klein machen! Klein machen lassen aber auch nicht. Ganz im Gegenteil – trotz allem so… Musste ich auch erst lernen und verinnerlichen.

Die Altmark in aller Munde

Nun komm zum Punkt, Jana? Was meinst du mit trotz allem so…? Na meine Güte Leute, was ist die Altmark aktuell in aller Munde. Wie schön! Oder? Nüchtern betrachtet sorgen die jüngsten Schlagzeilen ja erstmal für Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit – weit über unseren altmärkischen Kosmos hinaus. Man spricht über uns oder sagen wir vorsichtig, man stolpert zumindest über uns und nicht Wenige werden googeln müssen wo denn eigentlich “diese Altmark” überhaupt liegt. Ja genau, in the middle of Nüscht 😉

OK, ich zwinge mich zu einer bewusst neutralen Sichtweise und Haltung was die Nachrichtenlage um schwache ländliche Regionen und deren Chancen angeht. Kopfherrschaft nenne ich das. Doch das Herz pocht wild und will ihn stürzen. Revolution! Empöre dich! Aber ich weiß nicht so recht wie und schon gar nicht weiß ich wo ich so recht anfangen soll… Beziehungsweise, ob ich überhaupt anfangen soll, meine Gedanken dazu auf Papier zu bringen. Schon einen Monat lang springe ich zwischen “Soll ich oder soll ich besser nicht?” hin und her. Wie der Sandfloh vor meinen Füßen am portugiesischen Strand letztens noch. “Mensch Mädchen, rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln”, äußert sich meine Oma Augen rollend vor meinem geistigen Auge zu meiner künstlich zögernden Aufschieberitis.

Also gut, dann mal los, worum geht’s eigentlich. “Die Altmark verliert den Anschluss”, titelte am 9. August 2019 die Volksstimme – basierend auf der jüngsten Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Untersucht wurden 96 sogenannte Raumordnungsregionen in Deutschland hinsichtlich ihrer Perspektiven. 19 werden in ihrer Entwicklung als besonders gefährdet eingestuft, sind in Ost und West zu finden, teils städtisch und teils ländlich geprägt. Aber die Altmark hat die Nase vorn.

Diese Regionen schneiden in der IW-Analyse der 96 deutschen Raumordnungsregionen am schlechtesten ab.

Die Altmark zuverlässig am Start. Am Ende am Start.

Anfang Juli 2019 kam die neue “Prognose Zukunftsatlas” auf den Markt, in der die Zukunftschancen und -risiken der deutschlandweiten 401 Kreise und kreisfreien Städte hinsichtlich Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation, Wohlstand und soziale Lage sowie Bevölkerungsentwicklung (Demografie) untersucht werden; ähnliche Kriterien legt auch das IW zugrunde. Und auch hier ist die Altmark zuverlässig am Start; am Ende am Start. Nämlich auf Platz 401 der Landkreis Stendal, und auf Platz 400 der Altmarkkreis Salzwedel.

Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/zukunftsatlas-2019/

Ach, und dann wäre da ja noch die fast zeitlich aktuell angeschobene Debatte über gleichwertige Lebensverhältnisse, wofür die Bundesregierung vor gut einem Jahr eine Sonderkommission eingesetzt hat. Die Ergebnisse überraschen nicht. In Deutschland bestehen “erhebliche Unterschiede in den regionalen Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie bei der Sicherung der Mobilität und beim Zugang zu Angeboten der Grundversorgung und Daseinsvorsorge.” Das Ziel der Experten? Effektive und sichtbare Schritte hin zu einer Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse. Alles unter dem Titel “Unser Plan für Deutschland” und untergliedert in zwölf Schwerpunktbereiche:

  • Strukturschwache Regionen in ganz Deutschland gezielt fördern
  • Arbeitsplätze in strukturschwache Regionen bringen
  • Breitband und Mobilfunk flächendeckend ausbauen
  • Mobilität und Verkehrsinfrastruktur in der Fläche verbessern
  • Dörfer und ländliche Räume stärken
  • Städtebauförderung und sozialen Wohnungsbau voranbringen
  • eine faire Lösung für kommunale Altschulden finden
  • Engagement und Ehrenamt stärken
  • Qualität und Teilhabe in der Kindertagesbetreuung sichern
  • Barrierefreiheit in der Fläche verwirklichen
  • Miteinander der Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen fördern
  • Gleichwertige Lebensverhältnisse als Richtschnur setzen 

Zum Nachlesen für mehr Details hier der 164-Seiten-Bericht als Download. Die Kommission soll bis Herbst 2020 dann konkrete Vorschläge erarbeiten. Ich bin gespannt. Klingt erstmal gut.

Fördermittel für den ländlichen Raum? Perlen vor die Säue, meinen manche Experten…

Neu sind die Nachrichten über die Schwäche der Altmark alle nicht. Neu, vor allem aber erschreckend, ist die unterschiedliche Diskussion um mögliche Lösungen. Naja, was heißt Lösungen – ich würde sagen, ganz allgemein der Umgang mit der durchaus bekannten Situation ländlicher Regionen. Während der Bund in seinem “Plan für Deutschland” gleich an erster Stelle die Förderung strukturschwacher Regionen nach Bedarfslage stellt, ist für Ökonomen vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) die Idee von gleichwertigen Lebensverhältnissen und damit die Förderung des ländlichen Raumes illusorisch, vor allem aber ineffizient. Wirtschaftsförderung solle sich demnach auf Städte wie Leipzig, Potsdam, Rostock oder auch Magdeburg konzentrieren. Das Umland im Radius von 50 km würde profitieren, der Rest – hmh… Kann man nüscht machen. Überlebt aus eigener Kraft irgendwie oder stirbt halt. Und ländliche Regionen wie die Altmark mit keiner nennenswerten Anbindung an eine große Stadt? Die müsse man sowieso außen vor lassen. Dass die Politik weiter in den ländlichen Raum investiere – klarer Fall für IWH-Chef Reint Gropp – er hält es für rückwärtsgewandt, weil verschenkt. Fördermittel? Perlen vor die Säue. Reine Verschwendung. Puh… Krasse Aussagen, denn ohne Unterstützung über Landes-, Bundes- oder EU-Projektmittel läuft nicht viel. Schon gar nicht, was Neues. Was – für meinen Job gesprochen – nur ein Ziel verfolgt: annähernd gleichwertige Lebensverhältnisse aufrecht zu halten. Nicht gleichwertig, sondern annähernd gleichwertig. Nicht erst schaffen, sondern erhalten. Ich denke, dass ich nach drei Jahren Stadtmarketing in Osterburg und insbesondere Mitarbeit an Demografieprojekten (zum Beispiel der Bürgerbus Osterburg oder die Perspektive Landarzt) ausreichend Erfahrungen gesammelt habe, um das so sagen zu können. Es geht nicht um das Ausleben von Spleens oder unnötigen Luxus!

Warum zieht mich der “Rote-Laterne”-Status eigentlich nicht runter?

Warum glaube ich viel eher an einen positiven Ruck unter uns Altmärkern? Ganz einfach: Worauf man sich konzentriert, das vermehrt sich – eine alte Weisheit. Keine Ahnung woher. Aber sie stimmt. Und ich sehe eben viele positive Entwicklungen – in Osterburg mehr Zuzug als Wegzug, positive Arbeitsmarktzahlen und bei der Geburtenkurve zeichnet sich ein Schwung nach oben ab. Außerdem #Altmarkbotschafter überall, die was machen und anpacken. Vermeintlich keine Chance haben und sie nutzen. Ob im privatwirtschaftlichen Sektor oder auf Verwaltungsebene. Ob ehrenamtlich engagiert oder beruflich oder irgendwas dazwischen.

Was geht in euch vor, wenn ihr diese Nachrichten lest? Zieht ihr ‘ne Schnute und nickt? Schlitzt ihr die Augen und schüttelt den Kopf? Beides vielleicht? Mir geht das so. Ja, es wäre schöner, wenn die Tabelle auf dem Kopf stehen würde. Aber was meinte Martin Mertens von Altmark.jetzt so passend unter dem Facebook-Beitrag von Die Altmark – Grüne Wiese mit Zukunft? “Dann haben wir nichts zu verlieren. Also Gas geben!” GENAU…

Trotz allem so… Wie dem hier: Das ifo-Institut rechnete Anfang Juni 2019 vor, dass die Einwohnerzahl in Ostdeutschland auf den Stand des Jahres 1905 zurückgefallen ist.

Aber ist das eigentlich durchweg ein Schreckensszenario?

Der Natur jedenfalls gibt das einen Vorsprung. Den Altmärkern einen Vorsprung in Sachen Lebensqualität – finde ich jedenfalls. Vorsprung durch pures Dasein, das Vorhandensein der Natur. Etwas, das Großstädter immer mehr mit dem Landleben liebäugeln lässt und manche sogar den Schritt wagen, “weil sich neue, flexible Formen digitalen Arbeitens mit dem Landleben verbinden lassen”, heißt es in der am 12. August 2019 erschienenen Studie “Urbane Dörfer – wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann” von neuland21.de. Auch das kann ich unterschreiben. Selbst erlebt, als ich 2011 in die Altmark zurückkam. Mit der Idee im Kopf, das Leben über freiberufliches Arbeiten als Online-Redakteurin für meinen Arbeitgeber in NRW zu finanzieren. Homoffice & flexible Arbeitszeiten waren sowiewo normal. Man skypt, arbeitet in ShareDocs, organisiert sich im Team über Online-Tools – alles so, als säße man im Büro gegenüber. Einfach einloggen, von wo auch immer, kein Problem. Klappte. Für mich aber nur etwa 1,5 Jahre. Nicht nur mein Herz ist bei den Freunden und Kollegen in NRW geblieben, sondern auch der Kopf. Und da schaltete sich dann der Bauch ein. Er grummelte. Denn ich konnte auf diese Weise nie richtig in der Altmark ankommen. Wenn ich alles Potenzial in etwas stecke, das nicht mit der Region hier zu tun hat. Das fühlte sich für mich auf Dauer einfach nicht richtig an. Mir fehlten greif- und fühlbare Netzwerke. Aber die bauen sich auf, man muss es eben wollen und hinschauen. Laut der Studie lässt sich noch nicht beantworten, ob das gewachsene Interesse eine echte neue “Raus aufs Land“-Bewegung nach sich zieht. “Zu frisch ist das Phänomen und viele Projekte stehen noch am Anfang.” Es braucht Zeit. Geben wir sie uns.

Natur – Perspektiven für die Altmark?

Titelbild vom Veranstaltungsflyer der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt zur Podiumsdiskussion “30 Jahre Grünes Band – Perspektiven für die Region Altmark”

Bei der Diskussionsrunde der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt zum Thema “30 Jahre Grünes Band – Perspektiven für die Region Altmark” am 11. Juli 2019 im Kunsthaus Salzwedel saß ich aus mehreren Gründen im Podium – gefragt als Mitarbeiterin der Stadt Osterburg und als Altmarkbotschafterin in the middle of Nüscht. Der Einladungsflyer zeigt etwas sehr typisch Altmärkisches. Felder, eine Bank davor, leer, man möchte sich hinsetzen und ausruhen. Immerhin ist da noch eine Bushaltestelle. Da geht noch was – ohne Auto? Die gezeigte Idylle ist sehr reizvoll, auch mich spricht das an. Aber wie das so ist mit den ländlichen Regionen, z. B. der Altmark. Die einen verbinden damit Natur, Platz, Weite… Die anderen sehen mangelnde Karrierechancen, schwache Infrastruktur und Überalterung. Zwei Seiten der Medaille. Beide gibt es und das lässt sich nicht wegreden. Und es gibt was dazischen. Was mich angeht – ich stehe irgendwie dazwischen… Wie viele, die die Augen vor der Realität nicht verschließen (wollen). Aktuell bin ich bei diesen Fragen angekommen:

“Ist das Wohnen in einer intakten Natur nicht auch wertvolle Lebensqualität, die häufig gar nicht in den Bereich der Daseinsvorsorge gezählt wird? Sollten Landeszuweisungen nicht auch den Beitrag des Naturschutzes einer Region berücksichtigen und nicht nur die Einwohnerzahlen?” Das habe ich bei der Podiumsdiskussion auch mal in den Raum gestellt und unter anderem auf ein aktuell laufendes Modellprojekt zu Coworking-Spaces im ländlichen Raum hingewiesen – wegen der zwei Medaillenseiten. Beim “Summer of Pioneers” können 20 Wissens- und Kreativarbeiter seit dem 1. Juli 2019 für ein halbes Jahr auf Probe in Wittenberge leben und arbeiten. Gefördert mit 80.000 Euro. Gut angelegtes Geld, denn das ist eine Facette, um Menschen auf dem Land zu halten oder ihnen einen letzten Motivationsschub zu geben, aus dem Wunschgedanken “raus aufs Land” Realität werden zu lassen. Erstmal kennenlernen, dann vielleicht “heiraten”. Nach dem Motto, drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Podiumsdiskussion “30 Jahre Grünes Band- Perspektiven für die Altmark” von der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt im Kunsthaus Salzwedel. (Foto: Sabrina Beyer)

An der Stelle jetzt nochmal zurück zu den gleichwertigen Lebensverhältnissen.

Also den annähernd gleichen… Wer an jeder Ecke ein Café oder Restaurant sucht, ist auf dem Land sowieso grundsätzlich falsch. Daran lassen sich gleichwertige Lebensverhältnisse nicht festmachen. Auch nicht daran, ob das nächste Kino 25 km weit weg in Stendal ist. Oder der nächste Underground-Konzertschuppen 50 km weiter in Salzwedel. Es gibt all das, und ja, dann fahre ich eben bis Salzwedel ins Hanseat. Wir haben das Theater der Altmark in Stendal und wir haben viele kleine Theatergruppen auf den Dörfern – nicht zu vergessen! Wir haben – finde ich – für jeden Geschmack was dabei, mal nur das kulturelle, künstlerische, naturtouristische und auch kulinarische Angebot betrachtet. Ich habe ziemlich lange genau das vermisst, konnte es nicht sehen, weil es nicht direkt vor meiner Nase lag und dann auch noch im Überangebot.

Und ich habe ziemlich lange auf diesem hohen Niveau gejammert, war mit meinem Großstadtluxus im Gepäck so sehr damit beschäftigt, was es in der Altmark alles nicht gibt. Nicht sofort. Inzwischen schätze ich die Wege zu den einzelnen Events. Ich erlebe sie viel bewusster, freue mich viel mehr darauf und daran. Es muss nicht immer alles überall sofort verfügbar sein. Es ist viel schöner, sich Events zu “erarbeiten”. Also erstmal herauszufinden, was wo los ist. Was man sich erarbeitet, lässt sich einfach besser genießen. Ich bin vielleicht auch genügsamer geworden, ich schätze ein “Café am Rande der (Elbe-)Welt” viel mehr. In Standal hat gerade ein Unverpackt-Laden aufgemacht. Arbeiten in der Altmark? Da is ja nüscht? Schaut mal bei der neuen Plattform Altmarkjobs.de vorbei. Wir sind nicht abgehangen. Liebes IWH, aber bitte hängt uns jetzt auch nicht bewusst mit solchen Droh-Aussagen ab.

Diestelliebe. (Foto: Sabrina Beyer)

Mobilität. Breitband. Medizinische Versorgung. Arbeitsplätze. Naturschutz nicht zu vergessen!

Es braucht keine riesigen neuen Gewerbegebiete in der Altmark, künstlich hochgezüchtet Industrie, die woanders schon existiert. Aber es braucht aus Stadtmitarbeitersicht weniger Bürokratie bei gleichzeitig stärkerer Gewichtung sogenannter freiwilliger Aufgaben einer Verwaltung. Die sich ganz elementarer Fragen der Daseinsversorgung annimmt – all das, was in den eingangs erwähnten Studien als Kriterien für gleichwertige Lebensverhältnisse angeführt wird. Mobilität. Breitband. Medizinische Versorgung. Arbeitsplätze. Naturschutz nicht zu vergessen. Ja, Natur! Denn das ist es was die Altmark ausmacht. In the middle of Nüscht ist nicht Mordor, sondern Auenland – ist ja so mein Lieblingsvergleich. Und als ich Dieter Leupold, den stellvertretenden Landesvorsitzenden des BUND Sachsen-Anhalt, vor kurzem auf dem Naturerlebnishof Elements in Vielbaum bei einer Veranstaltung zur nachhaltigen Regionalentwicklung im Dreiländereck Elb-Havel-Winkel, Prignitz und Altmark kennengelernt habe, da wurde mir ehrlicherweise erst richtig bewusst, dass es in meiner Heimat ja ganz ohne meine “Herr-der-Ringe-Romantik” ein tatsächliches Auenjuwel gibt. Dass der Song der Band “Electric Muff” aus Osterburg über das Auenland einen echten Bezug hat. Bei mir war Auenland in the middle of Nüscht die nicht ganz ernst gemeinte bildliche Erklärung für Freunde in Nordrhein-Westfalen – wie sie sich die Altmark und ihre Bewohner vorstellen könnten. Friedlich, liebevoll eigensinnige Hobbits 😉 Äcker, Wiesen, Tiere. Grüne Idylle, der Mordor-Stress in den Ballungszentren weit weg! Das tatsächliche Auen-Juwel, das Grüne Band, unser Naturerbe – es ist unvorstellbar gigantisch, was es hier an Natur überhaupt noch gibt. Und zu tun gibt! Wie den Lückenschluss beim Grünen Band als Naturschutzkorridor und Kulturgut mit großem Erinnerungscharakter, der in diesem Jahr 30. Jahrestag feiert. Und es gilt meiner Meinung nach einen weiteren großen Schritt zu tun: Die Schaffung eines Zweckverbandes Natur- und Umweltschutz. Interkommunale Zusammenarbeit, kreisübergreifende Brückenschläge, sich als gesamte Altmark verstehen, das Denken in Landkreisschienen ablegen und an einem Strang ziehen – es funktioniert – zeigt der Zweckverband Breitband. Und nun legt der Zweckverband für Regionalmarketing und Tourismus los. Es ist nicht nur so, dass man gemeinsam stärker ist. Es ist auch so, dass es unheimlich Kosten und Energie sparen kann, wenn man nicht immerzu alles alleine machen oder neu erfinden muss. Ein Hoch auf den Wissenstransfer und Teamwork!

Together we stand, devided we fall. Altmarkbugs united! Trotz allem so…

2 Kommentare

  1. He Jana. Ich habe auch den Eindruck, dass sich diese Angeblich-Negativ-Nachrichten gerade wieder häufen. Doch ich sehe das ein bisschen wie beim Kieferorthopäden: Da gibt’s die Lineale, Modelle und Hastenichtgesehen und dann die allgemeingültige Meinung, dass ein Gebiss so und so aussehen muss… und wer alles eine Zahnspange braucht. Er und er und sie und sie … Nein, sie doch nicht, aber der dort… Moment mal, sooo viele Menschen eine Spange? Dann stimmt doch irgendwas am Modell nicht, denn was ist denn noch normal, wenn im Grunde keiner mehr der Norm entspricht?
    Genauso ist es mit diesen Ratings und Statistiken. Es gibt die und die Kriterien, die so und so gut erfüllt sein sollen und wer dabei hinten hängt oder die Latte reißt, der kriegt ‘ne schlechte Note wie früher im Sport (und vollkommen unabhängig davon, wie gut er im Musikunterricht ist oder was er für ein schauspielerisches Talent hat). Alles nicht so ernst nehmen!
    Denn dabei wird vergessen, dass wir eine sehr, sehr fortschrittliche Gesellschaft sind, die im Grunde nur aus Individuen besteht. Individuen, die sich zu einem beachtlich großen Teil auf Selbstfindungskurs befinden und nur das (für sich ganz persönlich) Beste im Leben wollen (und dann noch die Pioniere, die Verantwortung übernehmen und die persönlichen Bedürfnisse irgendwie sozial und ökologisch verträglich “einordnen” wollen). Eigene Einschätzungen, eigene Meinungen, eigener Lebensstil. Heißt: Alles ist unvorhersehbar und man liest zum Beispiel auch Nachrichten dieser Art: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/dorfsterben-studie-des-berlin-institut-sieht-trendumkehr-100.html?fbclid=IwAR1SZEW_OpvVvwZzi4FXKUx9JKt-sBb3AVaTxke1WYU2VwxY5Xq8sPeoV6I

    Ich selbst kann übrigens gar nicht an so vielen Veranstaltungen teilnehmen, wie sie sich mir nur im näheren Umfeld bieten (obwohl sie mich so sehr interessieren! Aber irgendwie bin ich immer schon vorher verplant oder selbst gerade bei einer anderen Aktion direkt beteiligt.) Und die schlechten Besucherzahlen irgendwo resultieren in meinen Augen weniger aus einem Mangel als aus einem Überangebot an… ja, Angeboten eben 😉 . Wenn man dann mal von solchen Freizeit- und Luxusjammereien wegschaut, sieht man, dass sich gerade alles unüberblickbar rasant verändert und es viel größere Probleme gibt als die materielle Lebensqualität in einzelnen Regionen. Diese ganzen Bewertungskriterien werden also eh nix mehr zählen, wenn wir Omis sind und unsere Enkel überlegen, wo sie mal leben wollen (oder dürfen?). Ich bin der Überzeugung, dass wir zum Beispiel noch Fahrverbote im großen Stil erleben werden und nicht jeder ein (ja, nur eins!) eigenes Auto besitzen darf. Autoindustrie pfutsch. Freie und lustige Freizeitgestaltung hier und dort auch. Großindustrie, wie wir sie heute kennen, wird es nicht mehr geben (Also was soll’s, dass sie jetzt auch nicht da ist.) Der digitale Fortschritt wird Massenarbeitsverhältnisse in ortsgebundenen Fabriken eliminieren. Was nach wie vor zählen wird, ist der Individualist, der Kreative, der Clevere, der Bescheidene, der Anpassungsfähige, der Gewitzte… Und der kann dort clever, bescheiden und gewitzt sein, wo er es will. Wer keine Arbeit hat (und das werden viele sein), wird mit Freizeit beschäftigt (Simulationen, Computerspiele…) Noch mehr Zukunftsszenarien? Strenge Geburtenkontrolle (denn wir sind vor allen Dingen viel zu viele Menschen auf der Welt, die viel zu viel verbrauchen.) Also was soll’s, dass auf dem Land jetzt angeblich zu wenig Babys geboren werden? Wir machen eben den Anfang und später gucken alle hier her, wie wir das denn gelöst haben mit den vielen Alten und wenig Jungen… Ich denke, wir werden die Entstehung von ameisenhaufenartigen Super-Citys miterleben, die bis ins Kleinste organisiert, gut überwacht und von strengen Regeln geordnet sind. Aber wir werden auch die Gegenbewegung sehen – von Menschen, die selbstbestimmt leben, ihre freie Entscheidungen treffen wollen und im Gegenzug harte Arbeit und viel Risiko NICHT scheuen … und deshalb bewusst aufs Land ziehen, auch wenn es bis dahin eher einer Wildnis (im lebensfreundlichen wie im lebensfeindlichen Sinne) gleichen wird. Damit geht auch die Erkenntnis einher, dass es MEINE freie Entscheidung IST, wo ich leben WILL und welche Vorteile und Nachteile ich dafür in Kauf nehme. Niemand wird gezwungen, irgendwo zu bleiben oder irgendwo hinzugehen. Auch heute nicht. Wir sind Selbst-Bestimmt. Darüber muss man sich klar sein und dann kann man auch aufhören zu jammern und darauf zu warten, dass irgendwo irgendwas besser ausgebaut wird.

    Bei allen Diskussionen müssen wir in erster Linie nur eins hoffen: Dass wir all die goßen Veränderungen friedlich bewältigen können. Denn knappere Ressourcen bedeutete in der Menschheitsgeschichte meist Kampf um Ressourcen. Ich hoffe also auf stabilen Frieden, Frieden, Frieden und die Möglichkeit, eigene Wege zu finden. Auf weniger Gejammer und mehr Bewusstsein dafür, dass jeder einzelne von uns (aktiv!) nach Lösungen suchen muss, die nicht nur sein eigenes Leben komfortabler machen, sondern allen und allem dienlich sind… Oder sich einfach fügen und in der Masse treiben lassen. Auch ok. Aber dann bitte wirklich: Klappe halten, treiben lassen! Machen oder machen lassen…
    Insofern ja: Together we stand! Aber bitte für mehr als nur dafür, vor der eigenen Haustür zu kehren und Umstände zu beklagen, denen wir vermeintlich hilflos ausgesetzt sind.

  2. Danke für dieses Statement Bianca 🙂 Ich stimme dir zu und ich wollte jetzt eben mal nicht mehr meine Klappe halten – genauso wie du. Denn ab und an müssen auch wir sie aufmachem, um einen Ausgleich zu schaffen im Gestrudel dieser ganzen Negativ-Nachrichten und -Meinungen in letzter Zeit. Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen #inthemiddleofnüscht!!!

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