“Komm, ich mache uns erstmal ne richtig schöne Schokolade”, empfängt mich Konrad Behrends in der Breiten Straße 53 – ein Osterburger Urgestein von 160 Jahren. Nein, nicht der junge Konditormeister ist gemeint, sondern die Konditorei Behrends. 1886 gegründet, seit 2017 in sechster Generation von dem 30-Jährigen geführt, mit “Außenstelle” in Berlin, wo Schwester Johanna 2015 eine kleine Patisserie namens “Verzuckert Berlin” im Herzen Berlin Friedrichshains eröffnet.
Soviel weiß ich von ihm, seiner Familie. Und ich weiß: Konditorei und Backhandwerk seit 160 Jahren in Osterburg bewahren- ein gute Idee! Slow down, Jana. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, die übrigens massiv schwer und schick ist. Altehrwürdig, wie das Backhandwerk selbst. Draußen laden Holzstühle, Bänke und kleine Tische zur gemütlichen Rast ein – mit Decken, wem’s zu frisch wird. Drinnen weiß ich nicht wo ich zuerst hinsehen soll. Die Auslage verzuckert mich auf Anhieb. Und dann auch noch entscheiden…. Irgendwann….. In den nächsten 30 Minuten vielleicht 😉 Und ich muss wohl nicht mehr sagen, dass sich die Frage “Süß oder herzhaft?” dagegen sehr schnell für mich beantworten lässt!
Ok, ich möchte einen “Osterburger Dickkopf”, allein des Namens wegen. Darum bin ich nämlich hier. Darüber gestolpert bin ich bei Facebook und Instagram. “Ohne soziale Medien und überhaupt online geht nichts mehr”, das gehört für Konrad dazu wie…. wie…. “täglich Brot?”, fällt mir ein.
Osterburger Dickköpfe – ich fühle mich angesprochen, muss vor dem Rechner laut lachen, nicken, den Kopf schütteln – alles auf einmal, als ich das lese. Denn die Bezeichnung ist so bissig-herzlich, absolut mein Geschmack!! Warum? Weil es meiner ganz persönlichen Altmärker-Beschreibung einen prägnanten Namen gibt.
Ich habe seit meiner Rückkehr in die Heimat Osterburg schon vieles gehört. “Mensch mutig. Super. Brauchen wir hier.” Aber auch: “Bist du sicher?” oder mein Favorit: “Na? Och nich jeklappt im Westen, wa?” 🙂 Das ist er – der unverblümte Altmärker – herrlich struppig. Und sooo liebenswert dabei. Diese Mischung aus zart bis hart. Den du sofort in den Arm nehmen und mit der Hand so ein wuscheliges Nest in die Haare reiben möchtest. So kurz vorm Kippen ins dann doch zu grobe Kabbeln.
Daran denke ich als ich später genüsslich Zuhause noch eines dieser leckeren traditionellen Gebäckstücke vertilge, die mich an meine Kindheit erinnern.
Der Name passt so perfekt und mir wird im Gespräch schnell klar, dass Konrad Behrends es alles andere als böse meint. Das verschmitzte Zucken um seine Augen verrät ihn. Und vielleicht steht es auch für ihn selbst.
“Ja, es ist ein hartes Brot, so ein Geschäft in Osterburg zu führen. Ja, es wäre einfacher, nichts mehr hier zu machen. Aber da bin ich dann auch zu stolz zu”.
Konrad Behrends in seiner Backstube mit Café, Breite Straße 53, Osterburg
Gott sein Dank oder wem auch immer. Es würde was fehlen. Etwas Großes, das aus der Osterburger nördlichen Einkaufsstraße nicht wegzudenken ist.
Ob er wohl das Rezept verraten würde? “Nö, das kannst du nur bei mir haben!”, eine Einladung – ebenfalls ganz nach meinem Geschmack, die ich auch euch aussprechen möchte. Lasst euch verzuckern!