Er spricht mir AUS der Seele. Naja, er spricht mir viel mehr noch IN die Seele. Oliver Lück. Journalist und Fotograf mit festem Wohnsitz in Henstedt-Ulzburg, Schleswig-Holstein (was sich für mich im ersten Moment anhört wie ein anderes “In the middle of Nüscht”; nur weiter im Norden) – aber eigentlich ist er immer unterwegs. Am Frauentag, 8. März 2019, ist er zu Gast im Kavaliershaus Krumke mit einer Lesung.

Entertainer fehlt unbedingt in der Beschreibung, finde ich! Journalist, Fotograf und Entertainer. Die Bezeichnung gebe ich ihm aus stiller Hörer- und Beobachterposition heraus. Denn er hat die sogenannten “Hummeln im Arsch”, rutscht auf dem Hocker herum, hebt immer wieder mal von der Sitzfläche ab und das alles nicht, weil er sich unwohl im Rampenlicht fühlt.

Fesselnde Geschichten aus dem “Buntland” hatte Oliver Lück im Kavaliershaus Krumke am 8. März 2019 im Gepäck.

Geschichten über Menschen – berührend, offen, echt!

Er lebt seine Geschichten, macht sie nicht nur nachvollziehbar, sondern auf besondere Weise fühlbar. Unterstreicht das Erlebte und Niedergeschriebene mit Händen, Füßen, mit allem was er hat und nimmt mich mit auf seine Reise durch Deutschland. Ein Buntland, so der Titel seines im Herbst 2018 im Rowohlt Verlag erschienen dritten Buches. 16 Menschen aus 16 Bundesländern hat er dafür portraitiert – keine Promis, keine Vips – es sind Menschen wie Du und ich. Menschen, die etwas zu erzählen haben, auch wenn ihnen das vielleicht selbst manchmal noch gar nicht bewusst ist als sie ihn treffen. Wo Zufälle und offene Gespräche über Dieses und Jenes in einem Café oder an der Ecke des Kiosks zu Gesprächen führen, die Oliver Lück in seinem fahrenden Zweitwohnsitz und rollenden Büro – einem blauen Bulli – aufschreibt. Was ich selbst vor kurzem erst bei der Ankunft der Störche in der Altmark mit Storchenbetreuer in Salzwedel, Thomas Koberstein, erleben durfte. Geschichten, die du nicht planst, sind die besten!

Oliver Lück macht Mut: #Altmarkbotschafter

Oliver Lück schreibt bunte Geschichten über Menschen, die ihrem Herzen folgen. Menschen, die machen, was ihnen der Bauch sagt, “hier ganz tief drinne”, springt der Funke des 46-Jährigen auf mich über – facht vielmehr an, was sowieso in mir schwelt, manchmal lodert, dann wieder Luft braucht, um in Gange zu kommen, aber nie ganz gelöscht werden kann. Gibt mir Mut, das zu verfolgen, was ich immer gerne und lange auch beruflich gemacht habe: Schreiben! Lange Zeit als Reiseredakteurin für ein kleines Magazin, mal als “Pressepussy” 😉 für produzierende Unternehmen, als “Online-Tussi” wandelte ich als Congstar-Andy für eine Agentur durchs Netz, als Autoblogger war ich Quotenfrau, ab und an bin ich für die lokale Tageszeitung Volksstimme noch immer aktiv. Und hier im “In-the-middle-of-Nüscht” Blog als #Altmarkbotschafter. Teil eines Netztwerks, das keinen festen Rahmen hat, das nicht definiert ist, das aus allen möglichen Leuten besteht, die sich nicht mal kennen, die aber alle ein gemeinsames Ziel haben: die Altmark zeigen wie sie ist, mit allen Ecken und Kanten, mit allen Stärken und Schwächen, mit allen Facetten – lebendig!

Buntland: von Kuscheltierklaus bis Herr der Dinge – Deutschland deine Menschen

Aber zurück zu Oliver Lück: Auf die Bildfläche bringt er auch Menschen, die “anecken”, weil sie sich aus vermeintlich gesellschaftlich anerkannten Mustern und Lebensweisen ausklinken. Einfach ihr Ding machen und nicht jedem damit gefallen. Und ja auch Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Solche wie Kuscheltierklaus, der seit 40 Jahren auf der Straße lebt. Mit bassig lauter Stimme, die gekonnt die Tonlage wechselt, wenn er beim Lesen aus seinem jüngsten Buch einen der Protagonisten zitiert. Das passende Bild auf der Leinwand neben ihm wird lebendig.

Der Mensch, der im Zentrum des Porträts steht, die Umgebung – drinnen wie draußen – der Spirit überträgt sich. Was auch daran liegt, dass der Vater von drei Söhnen bei der Lesung Einspieler laufen lässt. Von knarzigen Holztüren zum Beispiel, die ihresgleichen suchen. Jede seiner Begegnungen hat er auf Band. Ginge auch nicht anders. Wer selbst mal versucht hat bei einer Recherche zu einer Reportage mitzuschreiben, der weiß, wie fast unmöglich das ist. Erst recht bei seiner Methode.

Ich treffe die Menschen mehrfach. Ich bleibe manchmal eine ganze Woche.

Oliver Lück am 8. März 2019 bei seiner Lesung “Buntland” im Kavaliershaus Krumke

Da kommen bei Menschen wie Frank Dähling, in “Buntland” unter dem Titel “Herr der Dinge” veröffentlicht, an der Raußmühle bei Eppingen im Landkreis Heilbronn, nördliches Baden-Württemberg, “nach zwei Tagen locker zwölf Stunden Material auf Band zusammen”, gibt Oliver Lück Einblick in seine Arbeit, die er nicht als solche versteht. Glaube ich ihm sofort. Und habe eine Ahnung wie schwer es ist, jemanden wie Frank Dähling mit all seinen Facetten zu zeigen. Ihn – einen Naturschützer, Sammler, Volkskundler, Widerstandskämpfer. Das geht nicht in zwei Stunden, das geht nicht mal in zwei Tagen. Das braucht Zeit. Und die nimmt sich Oliver Lück! Gibt den Menschen in seinen Geschichten Raum. Gibt sich selbst Raum. Gibt mir Raum, nachzudenken und in sein Buch abzutauchen. Sein anderes Buch “Neues vom Nachbarn” mit 26 Geschichten aus 26 Ländern. Darunter Portugal – mit meinen ganz persönlichen Sehnsuchts- und Kraftorten.

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